Julian Barnes , Vom Ende einer Geschichte/Sense of an Ending (2011)

Der englische Schriftsteller Julian Barnes erhielt mehrere Preise für diesen kurzen Roman in zwei Teilen, der bereits verfilmt wurde. Zunächst berichtet der Ich-Erzähler Tony Webster von seiner Schulzeit mit seinen Freunden Alex und Colin, zu denen der frühreife Adrian hinzustößt. Die Jugendlichen stellen den klassischen Lernstoff in Frage und geben allerlei kluge Kommentare von sich. Die Freunde stehen sich über Jahre sehr nahe, leben sich nach der Schule jedoch auseinander. Adrian erhält ein Stipendium für Cambridge und Tony studiert in Bristol Geschichte, wo er seine Freundin Veronica kennenlernt. Sie ist so schwer durchschaubar wie kapriziös und ein bei ihren Eltern verbrachtes Wochenende wird Tony immer in Erinnerung bleiben.

Er stellt Veronica seinen drei Schulfreunden in London vor, entscheidet sich später jedoch, sich von ihr zu trennen. Eines Tages erfährt er, dass Veronica und Adrian nun ein Paar sind. Wieder vergehen Jahre und nach seinem Studium wird Tony von der Nachricht überrascht, dass Adrian Selbstmord begangen hat.

Im zweiten Teil ist Tony deutlich älter, geschieden, hat eine längst erwachsene Tochter und ist Großvater. Veronicas Mutter vererbt ihm überraschend nicht nur etwas Geld sondern auch Adrians Tagebuch. Bei seinen Versuchen, das Tagebuch zu erhalten, trifft er Veronica nach Jahrzehnten wieder. Er versteht nicht, was sie ihm mitteilen will, als sie ihn mit einer Gruppe Behinderter konfrontiert.

Nicht nur wegen seines ausgesprochen verblüffenden Endes empfehle ich diesen pointiert geschriebenen Roman, sondern auch wegen vieler Betrachtungen über den Wert von Erinnerungen und die Frage nach Verantwortung in einem Leben, das dem Ich-Erzählter selbst mittelmäßig erscheint.

(18.09.2020)