Lisa Halliday, Asymmetrie/Asymmetry (2018)

Es gibt sie also doch, diese Erfolgsgeschichten junger Autoren, die mit dem ersten Buch die internationale Bühne erobern: Lisa Halliday ist der Beweis. Denn der jungen Amerikanerin, die in Harvard studiert hat und in Mailand lebt, ist mit ihrem ersten Roman ein großer Wurf gelungen, der ihr viel Ruhm und große Bekanntheit verschafft hat.

Der erste der drei Teile dieses Romans verarbeitet autobiografische Elemente. Lisa Halliday hatte nämlich in ihren Zwanzigern eine Affäre mit dem wesentlich älteren und damals schon weltbekannten Schriftsteller Philip Roth. Die hier beschriebene Beziehung zwischen Alice und Ezra Blazer ist von Alter, gesellschaftlicher Bedeutung und Einkommensverhältnissen her in höchstem Maße ungleich und er erklärt ihr die Welt.

Der zweite Teil des Buches beschreibt, wie ein junger Mann aus dem Irak in London Heathrow im Transitbereich festgehalten wird und sowohl über sein Leben als auch über West-Ost-Konflikte und -Ungleichheiten sinniert. Ausführlich werden die sich ständig wiederholenden Befragungen geschildert und auch der Blick auf die anderen dort gestrandeten Reisenden scheint durchaus realistisch und aktuell.

Der Kreis schließt sich in einem Interview mit dem Schriftsteller Ezra, der im Plauderton antwortet und unverblümt mit der Interviewerin flirtet.

Das Buch zeigt Asymmetrien in persönlichen wie gesellschaftlichen und politischen Beziehungen. Es geht um Einfluss und Macht ebenso wie um Kreativität und Literatur. Der Leser wundert sich über vieles, vor allem über das überraschende Ende, und schärft womöglich seinen Blick für Schieflagen aller Art.  

(20.08.2021)