Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. Ich stelle in loser Folge an Freitagen in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und Leser können Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der einzelne Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete daher eine große Bandbreite an und folge dabei meinem persönlichen Bewertungssystem von "6 Bücher" für "einfach wunderbar" bis zu "1 Buch" für "lieber etwas anderes lesen".
Christine Nöstlinger, Die feuerrote Friederike (1970)
Friederike findet ihren Weg auf fantasievolle Weise
Obwohl auch die Buchbranche in diesem besonderen Jahr zu kämpfen hat, hat der Bereich der Kinder- und Jugendbücher im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzwachstum von 3,6 Prozent erzielt. Grund genug, sich heute hier einmal einem Jugendbuch zuzuwenden. Ich verabschiede mich hiermit in meinen Sommerurlaub und melde mich Mitte August wieder, dann mit einem Sommerroman.
Die erst 2018 verstorbene österreichische Kinder- und Jugendautorin Christine Nöstlinger hat über 100 Bücher geschrieben und beispielsweise mit ihren „Geschichten vom Franz“ vielen Kindern – und Eltern – Vergnügen bereitet. In ihrem allerersten Kinderbuch ging es jedoch um ein wenig erheiterndes, aber ungebrochen aktuelles Thema – Mobbing.
Friederike hat keine Eltern und lebt mit ihrer Tante Annatante und der Katze Kater. Aufgrund seiner feuerroten Haare wird das dicke Mädchen immer wieder von Kindern gehänselt. Sein einziger Freund ist der farbenblinde Briefträger Bruno.
Helen Russell, Hygg Hygg Hurrah: Glücklich wie die Dänen/The Year of Living Danishly: Uncovering the Secrets oft he World’s Happiest Country (2015)
Was macht die Dänen zur glücklichsten Nation? Auf der Suche nach dem Glück
Die Ferienzeit beginnt. Dieses Jahr werden viele von uns im eigenen Land oder in Nachbarländer reisen. Daher wende ich mich mit meiner Buchempfehlung heute Dänemark zu und der Frage nach dem Glück.
Die britische Journalistin Helen Russell arbeitete für eine Frauenzeitschrift in London, bevor sie ihren Mann auf einen Auslandsaufenthalt ins ländliche Dänemark begleitete und dort begann, ihre Erlebnisse und Erkenntnisse in der Heimat der glücklichsten Menschen der Welt in diesem Buch zu beschreiben.
Helen ist 33 und auf einer Position in einem sehr bekannten Magazin, um die sie viele beneiden würden. Sie lebt kinderlos und vielbeschäftigt in London, als ihrem Mann ganz unerwartet eine Tätigkeit für ein Jahr bei Lego in Dänemark angeboten wird. Während ihr Mann sofort Feuer und Flamme ist, beginnt sie als gelernte Journalistin erst einmal, gründlich zu recherchieren. Sie stößt auf den „UN World Happiness Report“, nach dem die Dänen das glücklichste Volk der Welt sind, und das schon seit 40 Jahren. Daraufhin beschließt das Paar, nach Dänemark aufzubrechen.
Alan Bennett, Die souveräne Leserin/The Uncommon Reader (2007)
Lesen verändert - selbst die Queen
Wir werden derzeit mit vielen schlechten Nachrichten und großer Unsicherheit konfrontiert. Deshalb habe ich hier bewusst einen Titel ausgewählt, der heiter und erfreulich, dabei aber keineswegs platt ist. Viel Vergnügen auf diesem literarischen Ausflug nach London!
Alan Bennett hat viel für Radio und TV gearbeitet, seit den 90er Jahren aber auch Prosa geschrieben, darunter diesen kleinen Band.
Auf einem Spaziergang zeigen ihre Hunde der Queen den Weg zu einem Bücherbus, der wöchentlich ganz in der Nähe des Palastes hält. Sie ist überrascht und leiht sich einen Roman aus. Pflichtbewusst und diszipliniert liest sie das Buch durch und bringt es zurück. Sie leiht sich ein weiteres Buch aus und trifft dabei auf den Küchenjungen Norman, der sich regelmäßig dort Lektüre besorgt. Die Queen findet immer mehr Freude am Lesen, befördert Norman, mit dem sie ihr neues Hobby Lesen teilt, zu ihrem literarischen Assistenten und lässt sich von ihm Bücher empfehlen.
Daniel Keyes, Blumen für Algernon/Flowers for Algernon (1966)
Gibt es Grenzen für Entwicklung?
Der amerikanische Schriftsteller Daniel Keyes hat hauptsächlich Science-Fiction geschrieben und sein berühmtestes Werk ist Blumen für Algernon. Als Vorläufer des Romans erschien bereits 1959 eine Kurzgeschichte unter diesem Titel. Das Werk ist also recht alt, hat aber nichts von seiner Aktualität eingebüßt, denn es geht um ganz elementare Fragen wie die nach ethischen Grenzen für die Forschung, dem Umgang mit kranken Menschen und dem Ursprung von Lebensglück.
In einem Labor wird die Maus Algernon operiert, um ihre Intelligenz zu steigern. Bald schneidet sie in vielen Tests tatsächlich besser ab. Mehrere Wissenschaftler suchen daher eine geeignete Person, um an ihr die Übertragbarkeit dieses Erfolgs auf den Menschen zu testen. Sie stoßen dabei auf Charlie Gordon, der mit einem IQ von 68 einer einfachen Tätigkeit nachgeht, in der er sehr zufrieden ist.
Albrecht Selge, Fliegen (2019)
Immer im Kreis
Mit dem Reisen ist es momentan so eine Sache und wir wissen derzeit nicht, was dieses Jahr gehen wird. Sicher möglich ist weiterhin das Bahnfahren und dazu passt der Roman Reisen von 2019. Der Autor Albrecht Selge hat diverse Stipendien und Preise erhalten. Hier legt er eine sehr ungewöhnliche Geschichte vor:
Eine Frau steigt aus ihrem normalen Leben aus und beginnt, im Zug zu wohnen.