Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. An jedem ersten Freitag im Monat stelle ich in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher verbindet etwas: Sie drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und die Leser nehmen etwas mit von den beschriebenen Verhaltensweisen, indem sie Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete hier eine Auswahl meiner Lektüre an und hoffe, dass dadurch möglichst viele Leser ihre eigene Situation überdenken und in Ansätzen klären. Zudem wünsche ich den Lesern viel Vergnügen mit meiner Auswahl und immer wieder die beruhigende Erkenntnis, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Problemen.
Ich folge meinem persönlichen Bewertungssystem:
- 6 Bücher = einfach wunderbar
- 5 Bücher = unbedingt lesenswert für eine bestimmte Lesergruppe
- 4 Bücher = interessant für eine bestimmte Lesergruppe
- 3 Bücher = nischig, nur für eine bestimmte Lesergruppe
- 2 Bücher = unterhaltsam, aber nicht mehr
- 1 Buch = lieber etwas anderes lesen
Volker Weidermann, Mann vom Meer: Thomas Mann und die Liebe seines Lebens (2023)
Vom Zauber des Meeres
Obwohl er ganz große Teile seines Lebens in München verbracht hat, hat nichts ihn so sehr fasziniert, inspiriert und auch beruhigt, wie der Bick aufs Meer. Zumindest behauptet das der Literaturkritiker Volker Weidermann in seinem Buch zur besonderen Beziehung von Thomas Mann zum Meer. Er belegt diese Behauptung in der chronologischen Betrachtung von Manns Leben und Werk mit zahlreichen Zitaten und biographischen Details.
Virginia Woolf, Mrs Dalloway (1925)
Was an einem einzigen Tag in London passiert
In den Ostertagen hatte ich Zeit, mal wieder einen Klassiker in die Hand zu nehmen, und entschied mich für diesen kurzen Roman, der bald 100 Jahre alt wird. Mit der Technik des Bewusstseinsstroms beschreibt Virginia Woolf die Vorkommnisse, die Clarissa Dalloway in London an einem Junitag erlebt. Sie ist die Frau eines Abgeordneten, die eine Party für den Abend vorbereitet.
Gabrial García Márquez, Bericht eines Schiffbrüchigen / Relato de un náufrago (1970)
Ein überzeugendes Frühwerk
Seit Jahren liegt mir ein Lesefreund mit seiner Theorie in den Ohren, dass man immer die Debütromane von Autoren lesen solle, da sie meistens besonders gelungen und wegweisend für die spätere Karriere seien. An diese für mich bislang wenig überzeugende Auffassung erinnerte ich mich neulich, als ich zufällig dieses Buch fand, das der große García Márquez selbst als sein Lieblingsbuch bezeichnete. Die Geschichte eines Schiffbrüchigen klang zudem ganz vielversprechend.
Ingeborg Bachmann/Max Frisch, Wir haben es nicht gut gemacht: Der Briefwechsel (2022)
Sie schrieben und sie stritten sich.
Als im Herbst 2023 der Film "Ingeborg Bachmann: Reise in die Wüste" herauskam, sah der Kinogänger eines der schwierigsten Paare der Literaturgeschichte vor allem durch die Brille von Ingeborg Bachmann. Sie wurde unter der Regie von Margarethe von Trotta als zerbrechlich und sensibel dargestellt, während der brachial auftretende Max Frisch die Rolle des Buhmanns spielte, der auf ihren Gefühlen herumtrampelte und sie im Grunde nicht verdient hatte. Der sehr aufwendig editierte Briefwechsel erzählt diese Geschichte anders.
Piero Messina, Another End (2024)
Ein Hoch auf den Film!
Das war noch was, als Hollywood als „Traumfabrik“ pure Unterhaltung bieten konnte und Kinogänger weltweit faszinierte. Mittlerweile wird zunehmend bemängelt, wenn Filme keinen politischen Beitrag leisten. Besonders in der Berichterstattung zur Berlinale, auf der ich mich gerade befinde, fällt diese Haltung auf.