Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. Ich stelle in loser Folge an Freitagen in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und Leser können Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der einzelne Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete daher eine große Bandbreite an und folge dabei meinem persönlichen Bewertungssystem von "6 Bücher" für "einfach wunderbar" bis zu "1 Buch" für "lieber etwas anderes lesen".
Axel Hacke, Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte (2023)
Einstellungssache
Ich gebe zu, ich war sehr skeptisch, als ich mich an die Lektüre dieses kleinen, gelb gepunkteten Buches machte, das sich seit vielen Monaten in jeder Bahnhofsbuchhandlung stapelt und mit dem der bekannte Journalist und Autor Axel Hacke im Januar im Nu das Schauspielhaus Frankfurt füllte. Immerhin 700 Menschen waren bereit, dafür einiges auszugeben und stundenlang zu sitzen? Für dieses Thema? Hätte ich da schon gewusst, dass er im ganzen Land mühelos Säle füllt, hätte ich mich sicher noch mehr gewundert. So nahm ich also recht misstrauisch das Buch in Angriff und war nach wenigen Seiten sehr angetan.
Caroline Wahl (2023), 22 Bahnen
Was für ein Debüt!
Was für eine packende Milieustudie, die eine 28-Jährige hier vorlegt! Die Geschichte einer alkoholkranken Mutter, die ihrer älteren Tochter Tilda schon sehr jung die Verantwortung für ihre kleine Schwester Ida überträgt, ist so trist wie menschlich und die Heldin so stark, dass der 200-Seiten-Roman zu einem riesigen Überraschungserfolg und schnell mehrfach ausgezeichnet wurde.
Zsuzsa Bánk, Der Schwimmer (2007)
Schwimmen in Ungarn
Schwimmen zieht auf dem Buchmarkt und das schon seit Jahren. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann es anfing, dass Buchläden besonders im Sommer ihre Schaufenster gerne mit Romanen über das Schwimmen dekorierten. Es ist jedenfalls schon seit ein paar Jahren so und die in Frankfurt lebende und sehr hoch gehandelte Schriftstellerin Zsuzsa Bánk hat diesen Trend mit ihrem hocherfolgreichen Debütroman 2002 vorweggenommen. Dabei würde man beim Stichwort Ungarn wohl nicht unbedingt an Schwimmen denken.
Rutger Bregman, Im Grunde gut: Eine neue Geschichte der Menschheit (2020)
Besser als gedacht?
Auf dieses sehr umfangreiche Buch des niederländischen Historikers Rutger Bregman stieß ich, als ich mein vorletztes Freitagsbuch las (Mit Nachsicht von Sina Haghiri). Während Haghiri als Psychologe hauptsächlich die Kraft der Empathie untersucht, geht es bei Bregman um viel mehr, nämlich die Frage, ob der Mensch im Grunde gut ist. Bregman hat sechs Jahre lang zahllose Studien, Presseberichte, Abhandlungen und Veröffentlichungen aller Art durchgearbeitet, um schließlich dieses hochinteressante Werk zur menschlichen Natur vorzulegen.