Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. An jedem ersten Freitag im Monat stelle ich in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher verbindet etwas: Sie drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und die Leser nehmen etwas mit von den beschriebenen Verhaltensweisen, indem sie Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete hier eine Auswahl meiner Lektüre an und hoffe, dass dadurch möglichst viele Leser ihre eigene Situation überdenken und in Ansätzen klären. Zudem wünsche ich den Lesern viel Vergnügen mit meiner Auswahl und immer wieder die beruhigende Erkenntnis, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Problemen.
Ich folge meinem persönlichen Bewertungssystem:
- 6 Bücher = einfach wunderbar
- 5 Bücher = unbedingt lesenswert für eine bestimmte Lesergruppe
- 4 Bücher = interessant für eine bestimmte Lesergruppe
- 3 Bücher = nischig, nur für eine bestimmte Lesergruppe
- 2 Bücher = unterhaltsam, aber nicht mehr
- 1 Buch = lieber etwas anderes lesen
Peter Stamm, Agnes (1998)
Verschwimmende Grenzen zwischen Geschriebenem und Erlebtem
In seinem postmodernen Debütroman "Agnes" fällt der Schweizer Autor Peter Stamm sofort mit der Tür ins Haus. Die beiden Hauptfiguren werden direkt genannt und das Ende wird vorweggenommen. Auch das Thema des gemeinsamen Wohnens eines Paares in Chicago wird gleich angeschnitten. In der Wohnung wird ein Großteil der 36 kurzen Kapitel über die 25-jährige Physikdoktorandin Agnes und den 40-jährigen, namenlosen Ich-Erzähler spielen. Was ist seit dem ersten Aufeinandertreffen der beiden und dem seltsamen, plötzlichen Verschwinden der jungen Frau passiert?
Tilman Spreckelsen, Otfried Preußler: Ein Leben in Geschichten (2023)
Fast 40 Kinder- und Jugendbücher und über 50 Millionen Exemplare in 55 Sprachen
Was sich im Nachhinein wie eine ungebrochene Erfolgsgeschichte liest, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein sehr facettenreiches Leben mit ausgeprägten Höhen und Tiefen. Der Journalist und Autor Tilman Spreckelsen hat anlässlich seines runden Geburtstags im vergangenen Jahr sehr gründlich zu Otfried Preußler recherchiert und die Stationen eines bewegten Lebens nachgezeichnet.
Molly Ball, Pelosi (2020)
Politik aus Leidenschaft
Am Anfang eines Wahljahres scheint es geboten, hier ein politisches Buch aus den USA vorzustellen, die 2020 erschienene Biographie der US-amerikanischen politischen Journalistin und Autorin Molly Ball über die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi. Das Buch ist für mich in vieler Hinsicht bemerkenswert und zeigt eine hochehrgeizige und leistungsfähige Frau, so dass es mich nicht wundert, dass sie mit 83 Jahren wieder für den Kongress kandidieren will.
Christoph Poschenrieder (2015), Mauersegler
Fünf Männer in einer WG: Gute Aussichten für das Alter?
Manche Bücher überraschen den ahnungslosen Leser, der sie zufällig in die Hand nimmt. Er fängt an zu lesen und wird verblüfft von seinem unerwarteten Fund. So ging es mir mit diesem Roman von Christoph Poschenrieder über eine WG, in die fünf alte Männer ziehen, die sich seit Kindertagen kennen. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum dieses Buch bei der Kritik durchfiel, und ich empfehle es hier gerne weiter.
Zeruya Shalev, Späte Familie (2005)
Anatomie einer Trennung
Ein Buch aus Israel scheint mir geboten in diesen Zeiten und Zeruya Shalev stand schon länger auf meiner Liste. So habe ich mir neulich diesen sehr umfangreichen Roman vorgenommen, in dem eine Frau sich plötzlich von ihrem Mann trennt und damit das Leben dreier Menschen auf den Kopf stellt. Ich bin nicht enttäuscht worden.