Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. An jedem ersten Freitag im Monat stelle ich in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher verbindet etwas: Sie drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und die Leser nehmen etwas mit von den beschriebenen Verhaltensweisen, indem sie Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete hier eine Auswahl meiner Lektüre an und hoffe, dass dadurch möglichst viele Leser ihre eigene Situation überdenken und in Ansätzen klären. Zudem wünsche ich den Lesern viel Vergnügen mit meiner Auswahl und immer wieder die beruhigende Erkenntnis, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Problemen.
Ich folge meinem persönlichen Bewertungssystem:
- 6 Bücher = einfach wunderbar
- 5 Bücher = unbedingt lesenswert für eine bestimmte Lesergruppe
- 4 Bücher = interessant für eine bestimmte Lesergruppe
- 3 Bücher = nischig, nur für eine bestimmte Lesergruppe
- 2 Bücher = unterhaltsam, aber nicht mehr
- 1 Buch = lieber etwas anderes lesen
Susanne Ackstaller, Auf das Leben! (2023)
Sag nie: Dafür bin ich zu alt.
Wer die Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland zum 31. Dezember 2022 betrachtet, kann ganz klar sehen, dass ein sehr großer Teil der Deutschen altersmäßig zwischen 50 und 65 Jahren rangiert. Dort bildet sich in der graphischen Darstellung eine große „Beule“ (s. Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland 2022 | Statista), was in vielen anderen Ländern ähnlich ist. Erstaunlicherweise wird den Interessen und Bedürfnissen dieser großen Gruppe häufig nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, sondern es geht meistens entweder um sehr junge oder wesentlich ältere Menschen, selten um die Mittelalten. Woran liegt das und wie steht es um die Befindlichkeit dieser starken Gruppe? Welche Möglichkeiten sieht sie für sich selbst? Die erfolgreiche Texterin und Bloggerin Susanne Ackstaller ist in ihrem aktuellen Buch diesen Fragen nachgegangen. Herausgekommen sind 17 Porträts, jedes auf seine Weise inspirierend und mutmachend.
Tonio Schachinger, Echtzeitalter (2023)
Coming of Age in Wien
Der deutsche Buchpreis ging in diesem Jahr an den Österreicher Tonio Schachinger für seinen Gesellschaftsroman Echtzeitalter. Da der Ausschnitt, den der Autor im Frankfurter Schauspielhaus neulich vorlas, vielversprechend klang, habe ich ihn mir direkt vorgenommen und mich damit nach Wien versetzt.
Judith Hermann, Sommerhaus, später (1998)
Erzähl eine Geschichte
Heute wird in Großbritannien der "Erzähl-eine-Geschichte-Tag" gefeiert und ich nutze diesen kuriosen Feiertag als Chance, das schon recht alte Erstlingswerk der mittlerweile sehr bekannten Autorin Judith Hermann vorzustellen. Ein Praktikum führte Hermann während ihrer Journalistenausbildung nach New York. Ausgerechnet dort schrieb sie diese preisgekrönten Geschichten, von denen mehrere in ihrer Heimatstadt Berlin spielen.
Eckhart Nickel, Spitzweg (2022)
Vorsicht: doppelter Boden!
Auf dem Einband des Schul- und Kunstromans „Spitzweg“ von Eckhart Nickel ist der „Hagestolz“ von Carl Spitzweg zu sehen und erstaunlicherweise ist dieses bekannte Motiv aus dem Jahr 1880 mit poppigem Pink abgesetzt. Oder eigentlich auch nicht erstaunlich, denn Nickel ist schließlich ein Vertreter der Popliteratur. Alles wird hier zu Kunst, jede Szene wird detailverliebt und kleinteilig beschrieben und der Leser weiß lange nicht, wohin das Ganze führt.
Uwe Wittstock, Karl Marx beim Barbier: Leben und letzte Reise eines deutschen Revolutionärs (2018)
Ein neues Leben ohne Bart?
Dass hinter Frisurveränderungen von Frauen Umwälzungen in ihrem Leben zu vermuten sind, ist eine gängige Überzeugung. Dass die Abnahme eines Bartes von tieferer Bedeutung im Leben eines Mannes sein könnte, wird jedoch selten thematisiert, schon gar nicht im Zusammenhang mit Karl Marx, der automatisch immer mit einem gewaltigen Rauschebart assoziiert wird. Kein Wunder also, dass Uwe Wittstocks Titel mir auffiel und mich zu dieser wirklich fesselnden Lektüre führte.