Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. An jedem ersten Freitag im Monat stelle ich in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher verbindet etwas: Sie drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und die Leser nehmen etwas mit von den beschriebenen Verhaltensweisen, indem sie Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete hier eine Auswahl meiner Lektüre an und hoffe, dass dadurch möglichst viele Leser ihre eigene Situation überdenken und in Ansätzen klären. Zudem wünsche ich den Lesern viel Vergnügen mit meiner Auswahl und immer wieder die beruhigende Erkenntnis, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Problemen.
Ich folge meinem persönlichen Bewertungssystem:
- 6 Bücher = einfach wunderbar
- 5 Bücher = unbedingt lesenswert für eine bestimmte Lesergruppe
- 4 Bücher = interessant für eine bestimmte Lesergruppe
- 3 Bücher = nischig, nur für eine bestimmte Lesergruppe
- 2 Bücher = unterhaltsam, aber nicht mehr
- 1 Buch = lieber etwas anderes lesen
Hervé le Tellier, Die Anomalie/L'Anomalie (2020)
Was ist schon normal?
Manch einer hat in den letzten Wochen im Flugzeug gesessen, aber garantiert niemandem ist das passiert, was Hervé le Tellier sich in seinem unglaublichen Roman Die Anomalie ausgedacht ist: Niemand ist verschwunden oder nein, nicht nur verschwunden, sondern hatte plötzlich einen Doppelgänger.
Jan Weiler, Der Markisenmann (2020)
Viel mehr als gute Unterhaltung
Der Düsseldorfer Journalist und Schriftsteller Jan Weiler ist seit vielen Jahren so erfolgreich, dass man argwöhnen könnte, dass alles, was er schreibt, automatisch gekauft wird. Wenn es dann noch so attraktiv verpackt ist wie in diesem bunten Leinenstoff mit unübersehbarem 70er-Jahre-Muster, verstärkt sich dieser Verdacht. Ich gebe daher gerne zu, dass ich zunächst etwas skeptisch war, ob es sich lohnen würde, einen solchen Roman im orange-braunen Grobmuster zu lesen. Aber ja, es lohnt sich, sehr sogar.
Tarjei Vesaas, Die Vögel (1957)
Aus der Sicht eines Außenseiters
Wenn ein Roman über sechzig Jahre nach seinem Erscheinen neu übersetzt, von Karl Ove Knausgård als der "beste norwegische Roman aller Zeiten" bezeichnet und von Judith Herrmann mit einem Nachwort versehen wird, sind das drei gute Gründe, sich ihm zuzuwenden. Tarjei Vesaas beschreibt in Die Vögel die norwegische Landschaft an einem stillen See durch die Brille eines Sonderlings und liefert damit eine berührende Sommerlektüre.
Deniz Ohde (2021), Streulicht
Bestimmt die Herkunft den Bildungsweg eines Menschen?
Über das Thema Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem wird viel geschrieben, ist doch offenbar gerade das deutsche System besonders undurchlässig. So erschien mir der Debütroman von Deniz Ohde genau zu diesem Thema zunächst wenig attraktiv. Dennoch habe ich ihn mir vorgenommen, denn er steht in diesem Jahr im Zentrum des Frankfurter Lesefests "Frankfurt liest ein Buch".
Meike Statkus, Migräne frei: Endlich Frieden im Kopf - Ganzheitlich und ohne Medikamente dauerhaft schmerzfrei leben (2023)
Ein neues Leben von Schmerzen befreit?
Wer ab und zu Kopfschmerzen hat, fühlt sich meistens schon ziemlich angeschlagen. Wer hingegen von der wesentlich stärkeren neurologischen Erkrankung Migräne betroffen ist wie rund 15% der Bevölkerung in Deutschland, büßt sehr viel Lebensqualität ein. Im Laufe der Jahre entwickeln die meisten Betroffenen einige Routinen und finden einzelne Hilfsmittel. Oft sind sie aber ihren Schmerzen ausgeliefert und liegen tagelang in dunklen Räumen. Als ich vor einiger Zeit hörte, dass dazu ein Buch mit einem neuen Ansatz ohne Medikamente erscheinen würde, war ich sofort sehr gespannt.