Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. An jedem ersten Freitag im Monat stelle ich in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher verbindet etwas: Sie drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und die Leser nehmen etwas mit von den beschriebenen Verhaltensweisen, indem sie Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete hier eine Auswahl meiner Lektüre an und hoffe, dass dadurch möglichst viele Leser ihre eigene Situation überdenken und in Ansätzen klären. Zudem wünsche ich den Lesern viel Vergnügen mit meiner Auswahl und immer wieder die beruhigende Erkenntnis, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Problemen.
Ich folge meinem persönlichen Bewertungssystem:
- 6 Bücher = einfach wunderbar
- 5 Bücher = unbedingt lesenswert für eine bestimmte Lesergruppe
- 4 Bücher = interessant für eine bestimmte Lesergruppe
- 3 Bücher = nischig, nur für eine bestimmte Lesergruppe
- 2 Bücher = unterhaltsam, aber nicht mehr
- 1 Buch = lieber etwas anderes lesen
Meike Statkus, Migräne frei: Endlich Frieden im Kopf - Ganzheitlich und ohne Medikamente dauerhaft schmerzfrei leben (2023)
Ein neues Leben von Schmerzen befreit?
Wer ab und zu Kopfschmerzen hat, fühlt sich meistens schon ziemlich angeschlagen. Wer hingegen von der wesentlich stärkeren neurologischen Erkrankung Migräne betroffen ist wie rund 15% der Bevölkerung in Deutschland, büßt sehr viel Lebensqualität ein. Im Laufe der Jahre entwickeln die meisten Betroffenen einige Routinen und finden einzelne Hilfsmittel. Oft sind sie aber ihren Schmerzen ausgeliefert und liegen tagelang in dunklen Räumen. Als ich vor einiger Zeit hörte, dass dazu ein Buch mit einem neuen Ansatz ohne Medikamente erscheinen würde, war ich sofort sehr gespannt.
Antje Rávik Strubel, Blaue Frau (2021)
Ost und West in Helsinki
Als der Roman Blaue Frau 2021 den Deutschen Buchpreis erhielt, vermutete ich darin zunächst hauptsächlich einen weiteren Beitrag zur #MeToo-Bewegung. Er ist aber deutlich mehr, nämlich ein aus meiner Sicht ganz exzellent konstruiertes und geschriebenes Buch.
Rolf Lindner, In einer Welt von Fremden: Eine Anthropologie der Stadt (2022)
Sich unter Fremden wohlfühlen?
Wer sich aus freien Stücken dafür entscheidet, in einer großen Stadt zu leben, findet ein meistens inspirierendes, oft jedoch auch anstrengendes Umfeld vor. Er kann die Vorteile des umfangreichen Angebots genießen und muss sich mich den zahlreichen Nachteilen arrangieren. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt bereits in Städten mit steigender Tendenz; in Deutschland sind es schon 77% der Menschen. Es lohnt sich allein deshalb, das neue Buch des Berliner Ethnologieprofessors Rolf Lindner zum Phänomen Großstadt zu lesen.
Heinz Strunk, Ein Sommer in Niendorf (2022)
Ein Leben gerät aus den Fugen
Unter den Nominierungen für den Deutschen Buchpreis 2022 klang für mich außer Kristine Bilkaus kürzlich hier vorgestelltem Nebenan auch ein alles verändernder Sommer im Ostseeort Niendorf von Heinz Strunk so interessant, dass ich das Buch neulich gelesen habe – und nicht enttäuscht wurde.
Ottessa Moshfegh, Mein Jahr der Ruhe und Entspannung / My Year of Rest and Relaxation (2018)
Durch ein Jahr Schlaf ein anderer Mensch werden?
Angesichts der derzeitigen unübersichtlichen allgemeinen Gemengelage fiel mir kürzlich ein Buch über eine besondere Auszeit auf. Es sollte darum gehen, dass eine junge Frau sich ein Jahr lang zurückzieht, um mit Hilfe von Tabletten zu schlafen. Sie will dadurch ein anderer Mensch werden.