Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. An jedem ersten Freitag im Monat stelle ich in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher verbindet etwas: Sie drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und die Leser nehmen etwas mit von den beschriebenen Verhaltensweisen, indem sie Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete hier eine Auswahl meiner Lektüre an und hoffe, dass dadurch möglichst viele Leser ihre eigene Situation überdenken und in Ansätzen klären. Zudem wünsche ich den Lesern viel Vergnügen mit meiner Auswahl und immer wieder die beruhigende Erkenntnis, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Problemen.
Ich folge meinem persönlichen Bewertungssystem:
- 6 Bücher = einfach wunderbar
- 5 Bücher = unbedingt lesenswert für eine bestimmte Lesergruppe
- 4 Bücher = interessant für eine bestimmte Lesergruppe
- 3 Bücher = nischig, nur für eine bestimmte Lesergruppe
- 2 Bücher = unterhaltsam, aber nicht mehr
- 1 Buch = lieber etwas anderes lesen
Kristine Bilkau (2022), Nebenan
Wie stark darf man sich in das Leben anderer einmischen?
Es gibt sie noch, die Romane, die keinem Trend unterliegen und ohne die üblichen thematischen Versatzstücke von „trans“ über „queer“ zu „Klima“ oder „Flüchtlinge“ auskommen, sondern einfach interessante Geschichten erzählen, in denen die Hauptfiguren komplexe Charaktere sind. Kristine Bilkaus zweiter Roman ist aus diesem Holz geschnitzt, kommt eher leise daher und entwickelt so zurückhaltend wie eindringlich die beiden Protagonistinnen.
Sreemoyee Singh, And, Towards Happy Alleys (2023)
Durch Literatur zum politischen Umbruch?
Dass Kino und Literatur sich oft recht nahe sind, konnte man auf der diesjährigen Berlinale wieder feststellen. Damit meine ich nicht nur die großen Verfilmungen internationaler Bucherfolge, sondern auch kleinere Filmprojekte, in denen es um Literatur und ihren Sitz im Leben geht. Der Dokumentarfilm "And, Towards Happy Alleys" der indischen Regisseurin Sreemoyee Singh über die aktuelle Lage im Iran ist ein gelungenes Beispiel hierfür und wurde bei seiner Weltpremiere in Berlin mit stehenden Ovationen gefeiert.
H.G. Wells, Die Zeitmaschine / The Time Machine (1895)
Was kommt auf uns zu?
Angesichts der Möglichkeiten und Risiken, die sich durch die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz derzeit auftun, scheint die Frage berechtigt, wie wir mit diesen Veränderungen umgehen. Vielleicht hilft ein Blick zurück, um den Weg nach vorne zu klären? Wie hat man sich denn früher das Leben in der Zukunft vorgestellt? So kam mir die Idee, mit H.G. Wells auf die erste literarische Zeitreise in die Zukunft zu gehen.
Sven Plöger, Zieht Euch warm an, es wird heiß! Den Klimawandel verstehen und aus der Krise für die Welt von morgen lernen (2020)
Es geht uns alle an
Es gibt viele relevante Themen, über die Bücher geschrieben werden. Kaum ein Thema ist jedoch von so universeller Wichtigkeit wie der Klimawandel. Angesichts der extremen Hitzesommer vor allem seit dem Beginn dieses Jahrtausends, der Dürreperioden in großen Teilen der Welt und der Extremerscheinungen wie Fluten oder Waldbrände werden viele schnell emotional, was durchaus nachvollziehbar ist. Nicht so Deutschlands bekanntester Meteorologe Sven Plöger, der sich hier vornimmt, nicht zu missionieren, sondern das komplexe Thema Klima für seine Leser zu "übersetzen".
Tilman Allert, Latte Macchiato: Soziologie der kleinen Dinge (2015)
Was uns kleine Dinge sagen können
Man muss nicht in Frankfurt leben, um mit dem Soziologen und Autor Tilman Allert einiges zu verbinden. Wenn man aber in Frankfurt wohnt, wo er bis vor kurzer Zeit an der Goethe-Uni Soziologie lehrte, so ist einem wahrscheinlich immer mal wieder eine seiner klugen Betrachtungen in Zeitungsveröffentlichungen oder Vorträgen aufgefallen. Er beschäftigte sich häufig mit alltäglichen Erscheinungen, aus denen er Rückschlüsse auf gesellschaftliche Veränderungen zog.