Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. Ich stelle in loser Folge an Freitagen in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und Leser können Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der einzelne Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete daher eine große Bandbreite an und folge dabei meinem persönlichen Bewertungssystem von "6 Bücher" für "einfach wunderbar" bis zu "1 Buch" für "lieber etwas anderes lesen".
Deniz Ohde (2021), Streulicht
Bestimmt die Herkunft den Bildungsweg eines Menschen?
Über das Thema Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem wird viel geschrieben, ist doch offenbar gerade das deutsche System besonders undurchlässig. So erschien mir der Debütroman von Deniz Ohde genau zu diesem Thema zunächst wenig attraktiv. Dennoch habe ich ihn mir vorgenommen, denn er steht in diesem Jahr im Zentrum des Frankfurter Lesefests "Frankfurt liest ein Buch".
Meike Statkus, Migräne frei: Endlich Frieden im Kopf - Ganzheitlich und ohne Medikamente dauerhaft schmerzfrei leben (2023)
Ein neues Leben von Schmerzen befreit?
Wer ab und zu Kopfschmerzen hat, fühlt sich meistens schon ziemlich angeschlagen. Wer hingegen von der wesentlich stärkeren neurologischen Erkrankung Migräne betroffen ist wie rund 15% der Bevölkerung in Deutschland, büßt sehr viel Lebensqualität ein. Im Laufe der Jahre entwickeln die meisten Betroffenen einige Routinen und finden einzelne Hilfsmittel. Oft sind sie aber ihren Schmerzen ausgeliefert und liegen tagelang in dunklen Räumen. Als ich vor einiger Zeit hörte, dass dazu ein Buch mit einem neuen Ansatz ohne Medikamente erscheinen würde, war ich sofort sehr gespannt.
Antje Rávik Strubel, Blaue Frau (2021)
Ost und West in Helsinki
Als der Roman Blaue Frau 2021 den Deutschen Buchpreis erhielt, vermutete ich darin zunächst hauptsächlich einen weiteren Beitrag zur #MeToo-Bewegung. Er ist aber deutlich mehr, nämlich ein aus meiner Sicht ganz exzellent konstruiertes und geschriebenes Buch.
Rolf Lindner, In einer Welt von Fremden: Eine Anthropologie der Stadt (2022)
Sich unter Fremden wohlfühlen?
Wer sich aus freien Stücken dafür entscheidet, in einer großen Stadt zu leben, findet ein meistens inspirierendes, oft jedoch auch anstrengendes Umfeld vor. Er kann die Vorteile des umfangreichen Angebots genießen und muss sich mich den zahlreichen Nachteilen arrangieren. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt bereits in Städten mit steigender Tendenz; in Deutschland sind es schon 77% der Menschen. Es lohnt sich allein deshalb, das neue Buch des Berliner Ethnologieprofessors Rolf Lindner zum Phänomen Großstadt zu lesen.
Heinz Strunk, Ein Sommer in Niendorf (2022)
Ein Leben gerät aus den Fugen
Unter den Nominierungen für den Deutschen Buchpreis 2022 klang für mich außer Kristine Bilkaus kürzlich hier vorgestelltem Nebenan auch ein alles verändernder Sommer im Ostseeort Niendorf von Heinz Strunk so interessant, dass ich das Buch neulich gelesen habe – und nicht enttäuscht wurde.