Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. An jedem zweiten Freitag stelle ich in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher verbindet etwas: Sie drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und die Leser nehmen etwas mit von den beschriebenen Verhaltensweisen, indem sie Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete hier eine Auswahl meiner Lektüre an und hoffe, dass dadurch möglichst viele Leser ihre eigene Situation überdenken und in Ansätzen klären. Zudem wünsche ich den Lesern viel Vergnügen mit meiner Auswahl und immer wieder die beruhigende Erkenntnis, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Problemen.
Ich folge meinem persönlichen Bewertungssystem:
- 6 Bücher = einfach wunderbar
- 5 Bücher = unbedingt lesenswert für eine bestimmte Lesergruppe
- 4 Bücher = interessant für eine bestimmte Lesergruppe
- 3 Bücher = nischig, nur für eine bestimmte Lesergruppe
- 2 Bücher = unterhaltsam, aber nicht mehr
- 1 Buch = lieber etwas anderes lesen
Annette Kehnel, Wir konnten auch anders: Eine kurze Geschichte der Nachhaltigkeit (2021)
Mit dem Blick auf die Vergangenheit an die Zukunft denken
Das Mittelalter war bisher kein Thema, mit dem ich mich besonders intensiv beschäftigt habe, da ich damit immer gleich Adjektive wie „dunkel“, „finster“ etc. verband. Dann besuchte ich im Literaturhaus Frankfurt eine Buchvorstellung mit Annette Kehnel und lernte ein völlig anderes Mittelalter kennen, das ganz viel mit unserer Gegenwart und Zukunft zu tun hat.
George Orwell, Tage in Burma/Burmese Days (1934)
Allein gegen den Strom?
Seit Jahren wird intensiv über den Kolonialismus diskutiert, meistens von Menschen, die keinen persönlichen Bezug zu den ehemaligen Kolonien haben. Daher suchte ich neulich einen Titel von jemandem, der tatsächlich selbst jahrelang in verschiedenen Kolonien gelebt hat, und wurde bei George Orwell fündig. Er wurde 1903 in Britisch-Indien geboren und arbeitete fünf Jahre lang als britischer Offizier in Burma.
Haruki Murakami, Untergrundkrieg: Der Anschlag von Tokio (1997)
Jeder reagiert anders
Als mir dieses Buch vor einigen Wochen in die Hände fiel, wollte ich mich zunächst angesichts all dessen, was uns die Medien derzeit bieten, nicht mit einem weiteren Horrorszenario beschäftigen. Als ich dann aber las, dass es um Interviews zum Giftgas-Anschlag in der Tokioter U-Bahn 1995 ging, war mein Interesse geweckt: Wie reagierten die Menschen auf diese traumatisierende Erfahrung und wie veränderte sich ihr Leben durch sie?
Erik Fosnes Hansen, Ein Hummerleben (2016)
Keine Veränderung ist auch keine Lösung
Manche Bücher lullen einen ein wenig ein und man erwartet zwar eine Auflösung, aber keinen fulminanten Schlag auf den letzten Seiten. Gerade aus dem Ende ziehen sie ihre eigentliche Stärke. Diese Taktik wendet auch der erfolgreiche und mehrfach preisgekrönte norwegische Autor Erik Fosnes Hansen in seinem Roman aus den Bergen in Norwegen an. Es geht um ein großes Luxushotel, das abgelegen in der norwegischen Natur liegt und auf eine stolze Geschichte zurückblicken kann.
J.R. Moehringer, Tender Bar/The Tender Bar: A Memoir (200
Eine Bar als Sehnsuchtsort
Wohin in Zeiten wie diesen, in denen schlechte Nachrichten überwiegen und Zukunftsängste sich breitmachen? Vielleicht in eine Bar? Wenn man dieses Werk des Pulitzer-Preis-Gewinners von 2000 J.R. Moehringer liest, scheint einem das gar keine so abwegige Idee. Dem Protagonisten dieses amerikanischen Romans gefällt es dort jedenfalls seit Kindertagen und wir erfahren von seinem Leben immer auch durch das, was er in der Bar davon erzählt.