Colson Whitehead, Die Nickel Boys (2019)

Nach dem enormen Erfolg von “Underground Railroad” wurde Colson Whiteheads neuer Roman von vielen ungeduldig erwartet. Das Warten hat sich gelohnt, denn diese Mischung aus Reportage und Roman lässt wohl niemanden kalt, der weiß, dass das Buch über eine sogenannte „Besserungsanstalt“ für Jugendliche in Florida in den sechziger Jahren auf einer wahren Geschichte beruht. Dort, wo früher einmal eine Jugendstrafanstalt stand, sollte vor Jahren ein Neubau entstehen.

Im Rahmen der Bauarbeiten wurden die Leichen von über 40 gefolterten und erschossenen Menschen gefunden. Dieser Fund führte zu einem großen Skandal und die Überlebenden trafen sich, um ihre Geschichte zu erzählen.

Es geht um den schwarzen Jungen Elwood, der zunächst viele Träume hat und ehrgeizig und diszipliniert arbeitet. Beseelt von Martin Luther Kings Schriften und Reden glaubt er, dass die Rassentrennung aufgehoben ist und die Welt ihm offen steht. Er schließt die Highschool exzellent ab und will ins College, als er durch ein Missgeschick von der Polizei aufgegriffen und in die Anstalt Nickel gebracht wird. Er wird dort sehr brutal und willkürlich behandelt, so dass er schließlich mit seinem ebenfalls schwarzen Freund einen Fluchtversuch unternimmt. Einem der beiden gelingt es, sich nach New York durchzuschlagen, wo er es im Laufe der Jahre bis zum Chef einer kleinen Umzugsfirma bringt.

Dieses Buch adressiert so große Themen wie Rassendiskriminierung, Missbrauch und Willkür. Ich empfehle es hier vor allem als Beispiel dafür, wie ein Mensch trotz einer extrem belastenden Jugend noch seinen Weg im Leben gehen kann. Das Werk ist streckenweise hart zu lesen, aber ich kann nur dazu raten durchzuhalten, weil das Ende sehr überraschend ist.