Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. Ich stelle in loser Folge an Freitagen in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und Leser können Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der einzelne Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete daher eine große Bandbreite an und folge dabei meinem persönlichen Bewertungssystem von "6 Bücher" für "einfach wunderbar" bis zu "1 Buch" für "lieber etwas anderes lesen".
Saphia Azzeddine, Mein Vater ist Putzfrau / Mon père est femme de ménage (2009)
Zwischen Zuneigung und Scham
Saphia Azzeddine wurde in Marokko geboren und kam mit neun Jahren nach Frankreich, wo sie Soziologie studierte und 2008 ihren ersten Roman veröffentlichte. Ihr 2009 im französischen Original erschienener zweiter Roman fiel mir aufgrund seines Titels auf. Er wurde schon 2011 verfilmt.
Dirk Kurbjuweit, Nachbeben (2025)
Glückstreffer
In wenigen Tagen beginnt die jährliche Aktion "Frankfurt liest ein Buch", in der sich fast zwei Wochen lang Lesungen und Veranstaltungen um einen Roman aus dem Frankfurter Raum drehen. Als ich hörte, dass es in diesem Jahr um einen Roman geht, der auf der Erdbebenwarte auf dem Kleinen Feldberg spielt, konnte ich mir darunter nichts Packendes vorstellen. Damit lag ich völlig falsch.
Stephan von der Schulenburg, Die Welt im Fluss: Über Bewegtes und Vergängliches in der Japanischen Kunst (2025)
Alles im Fluss
Nichts bleibt, wie es ist. Das zeigt sich gerade im Moment, da alles, was als gesichert galt, in Frage gestellt wird. In Japan war dies immer schon ein Thema in der Kunst, wie derzeit im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst zu sehen ist. Der Katalog präsentiert die Idee so überzeugend, dass ich hier erstmals einen Ausstellungskatalog empfehle.
Siegfried Unseld , Hundert Briefe – Mitteilungen eines Verlegers 1947 – 2002, hg. U. Anders/J. Bürger
50.000 Briefe!
Wie Kommunikation misslingt, erleben wir derzeit ständig auf der großen Bühne. Wenden wir unseren Blick lieber auf jemanden, der ganz groß, ganz umfassend, ganz sorgfältig und vor allem ganz viel kommuniziert hat: Siegfried Unseld. Wer sich von der Frankfurter Bürgerstiftung durch die Ausstellung zum 100. Geburtstag des großen Verlegers führen lässt, steht sprachlos davor, wie ein einziger Mensch so intensiv mit so vielen Zeitgenossen weltweit im Austausch stehen konnte. Und das per Brief. Aber zurück zum Anfang.
David van Reybrouck, Gegen Wahlen: Warum Abstimmen nicht demokratisch ist (2013)
Mit, ohne oder statt Wahlen?
Wer derzeit auf deutschen Straßen unterwegs ist, sieht sie überall, die zum Teil riesigen Wahlplakate, mit denen die Parteien um die Gunst der Wähler buhlen. Die meisten von ihnen sind inhaltsarm oder sogar -los und man fragt sich, was diese großflächigen Aushänge eigentlich bringen sollen. Die ständigen Interviews der Spitzenpolitiker in den Medien sind genauso wenig erhellend wie die Wahlkampfspots der Parteien. Manche versuchen es mit Humor, manche mit nur einem Wort, wieder andere fokussieren sich auf einen Gegner. Wer echte Inhalte sucht, muss – wie immer – zu den Parteiprogrammen greifen und findet dort das ganz große Wunschkonzert: gewaltige Versprechungen, völlig unrealistische Verteilungsideen und vor allem astronomische Summen, die in den nächsten Jahren ausgegeben werden sollen. Wenn das alles das ist, wozu Wahlen in einer Demokratie angesichts stetig abnehmender Wahlbeteiligung fähig sind, scheint mir die Frage nach Alternativen zu Wahlen legitim. So kam ich zu diesem Buch.