Ich binde in mein Coachingangebot immer Leseempfehlungen ein und wende mich daher besonders an Menschen, die gerne lesen. An jedem ersten Freitag im Monat stelle ich in meinem Blog ein Buch vor. Das „Freitagsbuch“ kann ein Roman oder ein Fachbuch sein. Alle Bücher verbindet etwas: Sie drehen sich um Themen, die Menschen in Umbruchsituationen beschäftigen.
Bücher wirken inspirierend und die Leser nehmen etwas mit von den beschriebenen Verhaltensweisen, indem sie Ideen aufgreifen oder Fehler vermeiden. Da Literatur immer individuell wirkt, fühlt sich der Leser nicht von jedem Titel gleich stark angesprochen. Ich biete hier eine Auswahl meiner Lektüre an und hoffe, dass dadurch möglichst viele Leser ihre eigene Situation überdenken und in Ansätzen klären. Zudem wünsche ich den Lesern viel Vergnügen mit meiner Auswahl und immer wieder die beruhigende Erkenntnis, dass sie nicht allein dastehen mit ihren Problemen.
Ich folge meinem persönlichen Bewertungssystem:
- 6 Bücher = einfach wunderbar
- 5 Bücher = unbedingt lesenswert für eine bestimmte Lesergruppe
- 4 Bücher = interessant für eine bestimmte Lesergruppe
- 3 Bücher = nischig, nur für eine bestimmte Lesergruppe
- 2 Bücher = unterhaltsam, aber nicht mehr
- 1 Buch = lieber etwas anderes lesen
Annie Ernaux, Die Jahre/ Les années (2008)
Eine Autobiografie neuen Stils
Sie ist eine der bekanntesten französischen Schriftstellerinnen überhaupt und erhielt 2022 den Nobelpreis für Literatur. Ihre Stimme hat Gewicht und sie ist nicht unumstritten. Es gibt also viele gute Gründe, sich mit ihrer Autobiografie, die bei ihrem Erscheinen im Jahr 2008 in Frankreich hohe Wellen schlug, zu beschäftigen.
Hans-Werner Sinn, Auf der Suche nach der Wahrheit: Autobiografie (2018)
Von einem, der Ahnung hat
Seit Jahren werden wirtschaftliche Zusammenhänge von Politkern aus meiner Sicht nicht überzeugend, stark vereinfachend und viel zu oberflächlich dargestellt. So werden beispielsweise gewaltige Schuldenpakete mit Comicsprache verharmlost (s. „Wumms“ und „Doppelwumms“). Mir drängt sich dabei häufig der Eindruck auf, als Bürger und Wähler nicht ernstgenommen zu werden. So begann ich auf der Suche nach Aufklärung die Lektüre dieses Buchs von einem, der wirklich Ahnung hat, und war schnell angetan von dem, was ich vom ehemaligen Chef des Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung Hans-Werner Sinn lernen konnte.
Elizabeth von Arnim, Elizabeth auf Rügen: Ein Reiseroman (1904)
Freiheit auf Rügen?
Die Ostseeinsel Rügen verzeichnete zusammen mit der kleinen Nachbarinsel Hiddensee im vergangenen Jahr 6,5 Millionen Übernachtungen. Das ist eine gewaltige Zahl, selbst wenn sich die vielen Gäste auf etliche Orte verteilten. Dass bereits vor über 100 Jahren beide Inseln viele Gäste anlockten, beschrieb die englische Schriftstellerin Elizabeth von Arnim in ihrem Reiseroman „Elizabeth auf Rügen“ im Jahr 1904. Wollte Elizabeth dort eigentlich – was für die wilhelminische Zeit höchst ungewöhnlich war – möglichst allein die Natur genießen, fand sie auf ihrer Reise selten Gelegenheit dazu.
Muriel Barbery, Die letzte Delikatesse / Une gourmandise (2000)
Der Geschmack der Kindheit
Arno Geiger (2023), Das glückliche Geheimnis
Wer hätte das gedacht?
Der immens erfolgreiche österreichische Schriftsteller Arno Geiger wurde nicht als Bestseller-Autor geboren. Das war mir schon klar. Dass sein Weg zum Erfolg jedoch derart steinig und lang war, hätte ich nicht vermutet. In diesem sehr persönlichen Buch beschreibt er seinen Werdegang recht ungeschminkt und macht an keiner Stelle einen Hehl daraus, dass ihm wahrlich nichts in den Schoß gefallen ist.