Robert Seethaler, Der letzte Satz (2020)

Wenn der Welttag des Buches auf einen Freitag fällt, der zudem in meinen zweiwöchentlichen Rhythmus passt, dann sind das gleich zwei gute Gründe, hier ein Buch vorzustellen und mit ihm auf eine Reise zu gehen, eine Schiffsreise, um genau zu sein. Alle sprechen derzeit intensiv über Krankheiten, so dass ein Griff nach diesem kurzen Roman naheliegend ist. Schließlich geht es hier um den herzkranken Gustav Mahler, der 1910 auf einer Überfahrt von New York nach Europa aufs Meer blickt und zwischen Fieberschüben über sein Leben nachsinnt. 

Seethaler beschäftigt sich dabei kaum mit Mahlers Musik, sondern er rückt die Beziehung zu dessen Frau Alma in den Mittelpunkt, die sicher eine sehr schillernde Persönlichkeit war. Mahler erkennt, dass er sich oft recht wenig um seine junge Frau gekümmert hat und diese sich daher dem "Baumeister" (Walter Gropius) zugewandt hat. Er weiß, dass sein Leben dem Ende zugeht und denkt darüber nach, was er verloren hat und was er noch alles hätte tun können. Mahler erinnert sich genau an die Begegnungen mit Rodin in Paris oder Freud in Leiden, aber auch sie haben seinen Weg nicht verändert. Er hat sich nur seiner Musik verschrieben.

Dies ist sicher keine leichter Stoff, sondern eher ein melancholisches Innehalten kurz vor dem Ende. Vielleicht kann es manchen Leser dazu animieren, darüber nachzudenken, was ihm im Leben wirklich wichtig ist und was er hinterlassen möchte.

(23.04.2021)