Tilman Allert, Latte Macchiato: Soziologie der kleinen Dinge (2015)

Man muss nicht in Frankfurt leben, um mit dem Soziologen und Autor Tilman Allert einiges zu verbinden. Wenn man aber in Frankfurt wohnt, wo er bis vor kurzer Zeit an der Goethe-Uni Soziologie lehrte, so ist einem wahrscheinlich immer mal wieder eine seiner klugen Betrachtungen in Zeitungsveröffentlichungen oder Vorträgen aufgefallen. Er beschäftigte sich häufig mit alltäglichen Erscheinungen, aus denen er Rückschlüsse auf gesellschaftliche Veränderungen zog.

In den 35 Kapiteln dieses Buches, von denen viele zunächst in Zeitungen erschienen, untersucht Allert Modewörter und -getränke ebenso wie die immer pompöser werdenden Abiturfeiern, die Merkel-Raute und scheinbar aus dem Nichts auftauchende Themen wie Erdmännchen und Meerjungfrauen. Es ist ein bunter Strauß, den der Leser so amüsiert wie oft auch verwundert liest. Die Idee, dass manche dieser kleinen Erscheinungen wirklich zu allmählichen Veränderungen der Gesellschaft beitragen, erschließt sich oft erst auf den zweiten Blick.

Wie häufig bei Menschen mit ausgeprägtem rhetorischen Talent verliert Allert sich meines Erachtens bisweilen in der Schönheit seiner Wortdrechseleien und verliert den Leser etwas aus dem Auge. Dennoch kann ich diese feinsinnigen Betrachtungen nur jedem empfehlen, der gerne detailorientiert und mit wachen Augen durch den sich ständig wandelnden Alltag geht. 

(20.01.2023)