Seit Jahren liegt mir ein Lesefreund mit seiner Theorie in den Ohren, dass man immer die Debütromane von Autoren lesen solle, da sie meistens besonders gelungen und wegweisend für die spätere Karriere seien. An diese für mich bislang wenig überzeugende Auffassung erinnerte ich mich neulich, als ich zufällig dieses Buch fand, das der große García Márquez selbst als sein Lieblingsbuch bezeichnete. Die Geschichte eines Schiffbrüchigen klang zudem ganz vielversprechend.
Mit 28 Jahren beschrieb Márquez in diesem für seine Verhältnisse kurzen Roman, wie ein Schiffbrüchiger 10 Tage lang allein auf offener See umhertreibt. Der Ich-Erzähler schildert seinen einsamen Überlebenskampf dabei so packend, dass der Leser sofort gefangen ist. Die langen Tage des Nichtstuns haben ihren eigenen, zähen Rhythmus und die Lage des jungen Seemanns an Bord wird immer verzweifelter.
Der Roman beruht auf Tatsachen, denn es hat tatsächlich 1955 einen kolumbianischen Matrosen gegeben, der ein Schiffsunglück vor der Küste Kolumbiens überlebte und dann in seiner Heimat zum Helden wurde.
Die Kritiken zum Werk gehen weit auseinander. Ich empfehle es gerade deshalb, weil es zeigt, wie Márquez schon als junger Journalist starke Stoffe gut verpacken konnte, und weil es durchaus erahnen lässt, was für ein schriftstellerisches Talent sich hier später entwickeln würde.
(22.03.2024)