Isabel Allende, Der japanische Liebhaber/El amante japonés (2015)

In Zeiten wie diesen, in denen die meisten Menschen wenig Interessantes zu erzählen haben, stieß ich auf einen Roman der wunderbaren Isabel Allende, der „grande dame“ der lateinamerikanischen Literatur. Ihre Welterfolge Das Geisterhaus oder Eva Luna kennt fast jeder, aber dieses späte Werk, in das viel Lebens- und Schreiberfahrung eingeflossen ist, scheint mir nicht ganz so bekannt.

Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen und in unterschiedlichen Regionen der Welt. Ein großer Teil der Handlung findet in einem Altersheim statt, was an sich schon eher ungewöhnlich ist. Die Autorin war bereits 73, als sie mit diesem Roman einen riesigen Bogen von der Hitlerzeit über den zweiten Weltkrieg bis zu den 2000er Jahren spann. Durch das Leben der Hauptfigur Alma zieht sich ihre geheimnisvolle Beziehung zu einem japanischen Gärtner, die sie nie offen zeigen kann, ihr Leben aber maßgeblich prägt.

Die Kritik stempelte das Buch bei seinem Erscheinen 2015 zum Teil als simple Unterhaltungsliteratur ab. Das sehe ich völlig anders und empfehle diese Lebensgeschichte einer sehr eigensinnigen Frau und Künstlerin hier wegen der klugen Betrachtungen des menschlichen Alterns und der phantasievollen Darstellung einer unmöglichen Beziehung über gesellschaftliche und kulturelle Grenzen hinweg.  

(29.1.2021)