Philippe Sands, Rückkehr nach Lemberg/East West Street (2016)

Gestern war ich im neuen Jüdischen Museum in Frankfurt, das nach der langen Schließung durch die Pandemie endlich für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Das Museum verfügt über einen gut sortierten Buchladen, in dem mir sofort dieses Buch auffiel, das ich gerade gelesen habe. Wenn es noch einer Erinnerung bedurft hätte, dass ich dieses Werk hier vorstellen möchte, dann wäre es mir spätestens in diesem Moment klar geworden. Denn es ist ein ganz faszinierendes Buch, eine Mischung aus Familien- und Rechtsgeschichte mit dem deutschen Untertitel Über die Ursprünge von Genozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit; eine persönliche Geschichte.

Der englische Menschenrechtsanwalt Sands ist auch in Deutschland in Juristenkreisen recht bekannt und seine Bücher finden auch hier viel Aufmerksamkeit. Er traf in Lemberg auf die Geschichte der beiden Juristen Hersch Lauterpacht und Raphael Lemkin, die einen großen Teil ihres Lebens damit verbracht haben, die Verbrechen der NS-Zeit rechtlich zu erfassen und zu benennen. Wie im Untertitel erwähnt, schufen sie dafür die Begriffe "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" und "Genozid".

Auf einer Reise durch viele Länder spürt Philippe Sands Zeitzeugen auf und verbindet die Geschichte seiner eigenen Familie mit den Geschehnissen der Nazizeit. Selbst für Nicht-Juristen ist der Text inhaltlich gut nachvollziehbar, wenn auch das grauenhafte Vorgehen gegen die jüdische Bevölkerung und die schockierende Leugnerei der Täter in den Nürnberger Prozessen kein leichter Stoff sind. Es lohnt sich, die Zeit in dieses umfangreiche Geschichts- und Rechtsbuch zu investieren und die Ergebnisse der jahrelangen Recherchearbeit zu lesen. 

(16.07.2021)