Tove Ditlevsen , Die Kopenhagen-Trilogie (1967 - 1971)

Die drei schmalen Bände der Lebensgeschichte von Tove Ditlevsen liegen schon seit einer ganzen Zeit in den Buchhandlungen und werden viel besprochen. So machte ich mich in diesem Jahr daran, zunächst "Kindheit", nach einigen Wochen "Jugend" und mit einem Abstand von mehreren Monaten "Abhängigkeit" zu lesen. Die Tristesse der Kindheit ohne Liebe in einem Armenviertel Kopenhagens hatte mir so zugesetzt, dass ich erst einmal eine kleine Pause brauchte. Der zweite Band zeigte dann das gleiche trostlose Bild einer begabten Frau, die sich immer mit den falschen Männern verband. In "Abhängigkeit" wird sie dann zu allem Überfluss auch noch medikamentensüchtig. 

Die Geschichte ist autobiographisch und die erfolgreiche Autorin und mehrfache Mutter nahm sich mit nur 58 Jahren das Leben. Sie war hochtalentiert und ihr schriftstellerisches Talent wurde früh entdeckt. Statt ihren Erfolg zu genießen, der ihr auch wirtschaftliche Unabhängigkeit brachte, entwickelte sie jedoch einen Hang zu den falschen Männern und Drogen. 

Worauf fußt der Erfolg dieser Lebensgeschichte ausgerechnet in einer Zeit, in der schlechte Nachrichten und Einschränkungen uns die Stimmung verderben? Die Rezensionen ergehen sich in Ditlevsens bewusst schlichtem Stil und loben, dass sie nie ein Wort zu viel geschrieben habe. Ich hingegen finde ihren Stil über weite Strecken trocken und spröde. In keinem der Bände ist sie über eine längere Zeit glücklich, so dass mir die Lektüre irgendwann zu trübsinnig wurde. Das Einzige, was Tove fesselt und immer wieder hilft, ihr Leben zu durchstehen, ist das Schreiben, mit dem sie schon jung erfolgreich ist. 

Wahrscheinlich ist es falsch, dieses Leben aus der heutigen Sicht zu betrachten und die Verschwendung eines solchen Talents zu beklagen. Wer sich für die Macht des Schreibens interessiert, wird hier an einigen Stellen fündig. Möglicherweise führen diese zum Erfolg der Bände, die mittlerweile in 16 Sprachen vorliegen. 

(03.12.2021)