Nichts bleibt, wie es ist. Das zeigt sich gerade im Moment, da alles, was als gesichert galt, in Frage gestellt wird. In Japan war dies immer schon ein Thema in der Kunst, wie derzeit im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst zu sehen ist. Der Katalog präsentiert die Idee so überzeugend, dass ich hier erstmals einen Ausstellungskatalog empfehle.
Unter dem Titel „Die Welt im Fluss“ stellt der Kurator Stephan von der Schulenburg unterschiedliche künstlerische Bereiche dar, die die Idee des Ephemeren transportieren. Japanische Keramik ist oft beschädigt und mit Goldlack zusammengeklebt, wodurch die Spuren von Vergänglichkeit betont werden. So ist auf dem Ausstellungskatalog eine dickwandige, hellbraune Schale mit einem Riss zu sehen, der mit einem Goldfaden und Klammern zusammengehalten wird. Die berühmte japanische Teezeremonie, die durch ihre herbe Einfachheit und Melancholie besticht, ist im Grunde ebenfalls eine Ode an die Endlichkeit. Es wird dabei sorgfältig der letzte Tropfen aus der Kanne verzehrt und dann ist der Genuss beendet.
Kirschblüten, die auch momentan das Auge erfreuen, sind ein ausgesprochen kurzer Genuss für die Seele und gerade dadurch in Japan so oft Bestandteil der Kunst. Die Frankfurter Ausstellung zeigt einen Paravent mit einer Frühlingslandschaft und einem wahren Blütenmeer in Pastelltönen. Auch das beliebte Motiv des Wasserfalls ist im Grunde nichts anderes als die Darstellung einer Welt im Fluss.
Wer sich mit Bewegtem und Vergänglichem beschäftigen möchte, dem kann ich diesen sehr hochwertig gestalteten Katalog nur ans Herz legen oder - noch besser - die Ausstellung selbst.
(29.03.2025)