Marion Poschmann, Die Kieferninseln (2017)

Die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2020 liegt seit einigen Tagen vor. Da liegt es nahe, sich auch mit Nominierten vergangener Jahre zu beschäftigen. Das führte mich zu Marion Poschmann. Sie erhielt schon früh zahlreiche Preise und Stipendien und mit ihrem Roman „Die Kieferninseln“ landete sie 2017 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. 2019 erhielt sie für diesen Titel den Man Booker International Prize. In der Tat wird beim Lesen schnell klar, dass es sich hier um ein ungewöhnliches Werk handelt.

Der Privatdozent und Bartforscher Gilbert Silvester träumt eines Nachts, dass seine Frau ihn betrügt. Darauf fährt er Hals über Kopf zum Flughafen und bucht den frühesten Interkontinentalflug, der ihm angeboten wird. Kaum ist er in Tokyo gelandet, hindert er den jungen Japaner Yosa Tamagotchi daran, sich aus Prüfungsangst vor einen Zug zu werfen.

Er verwickelt ihn in ein Gespräch und beide beschließen, gemeinsam einen geeigneteren Ort für seinen Selbstmord zu suchen. Die Berichte des japanischen Autors Matsuo Bashō über seine Pilgerreise zu den Kieferninseln im Norden Japans inspirieren Gilbert. Er reist mit Yosa die berühmte Route nach, erlebt dabei viel Skurriles und erleidet manchen Kulturschock.

Vieles bleibt verschwommen, ungewiss und im Dunst in diesem Roman, der gerade daraus seine Stärke zieht. Haben wir es hier mit einem Reisebericht zu tun oder geht es um Selbstfindung? Marion Poschmann hat für ihr Buch monatelang Japan bereist und lässt viel Atmosphärisches in den Text einfließen. Es lohnt sich daher auf jeden Fall, den schmalen Band zu lesen und sich dabei von der japanischen Landschaft gefangen nehmen zu lassen. 

(04.09.2020)