Joachim Meyerhoff, Hamster im hinteren Stromgebiet (2020)

Über dieses Buch, den fünften Teil von Meyerhoffs Lebensgeschichte, ist schon so viel geschrieben worden, dass ich gezögert habe, dem noch etwas hinzuzufügen. Es ist die Geschichte seines Schlaganfalls mit 51 Jahren, der ihn von jetzt auf gleich aus der Normalität reißt und alles in Frage stellt. Den Büchern, die diesem vorgeschaltet sind - den dritten Band von 2015 habe ich hier bereits vorgestellt - ist der ganz normale Wahnsinn zu entnehmen, der bis zum Schlaganfall sein Leben charakterisiert hat. Ich hatte mich schon einige Male gefragt, wie er diese Existenz auf Hochtouren auf die Dauer würde durchhalten können. Mit 51 bekam er in Wien plötzlich die Quittung.

Das Buch ist außer Frage sehr witzig, obwohl das Thema alles andere als amüsant ist. Dennoch gelingt es Meyerhoff, den Krankenhausalltag und seiner Behandlung viel Komik abzugewinnen. Auch seine Geschichten von Reisen, Kindheitserinnerungen und sonstigen Begebenheiten haben einen hohen Unterhaltungswert. Das eigentlich Interessante ist aber etwas anderes für mich: Es ist die Erkenntnis, dass es keine Selbstverständlichkeit gibt, sondern alles fragil ist. Da kann der Leser schon ins Grübeln kommen und sich der Zerbrechlichkeit seiner eigenen Existenz gewahr werden. 

03.09.2021