Siegfried Lenz, Die Auflehnung (1994)

Seit einigen Monaten bin ich auf Instagram aktiv (@sichlesendentwickeln) und stelle dort zunehmend fest, dass in den Bücher-Accounts immer wieder dieselben aktuellen Titel rezensiert werden. Daher habe ich beschlossen, mich hier stärker unbekannteren oder klassischen Werken zu widmen. So griff ich nach einem Roman von Siegfried Lenz über einen berufsunfähigen Teeverkoster, den ich als passionierte Teetrinkerin vor einiger Zeit entdeckt und gleich gelesen habe. Es ist ein eher unbekannter Lenz, der nicht sofort begeistert, dann aber den Leser in seinen Bann zieht. 

Willy Wittmann gibt seine Stelle als Teeverkoster in Hamburg auf, als er merkt, dass er seinen Geschmackssinn verliert und keine feinen Aromen mehr unterscheiden kann. In der Hoffnung auf Verständnis besucht er seinen Bruder Frank, der die Fischzucht der Familie übernommen hat. Die beiden Brüder sind grundverschieden und nähern sich einander nur vorsichtig an. Während Willy sich bemüht, den Verlust seiner bisherigen Existenz zu verkraften, wird er mit der konflikt- und problembeladenen Situation in seiner alten Heimat konfrontiert. Wird ihm ein Neuanfang gelingen?

Dieser Roman ist sicher ganz besonders für diejenigen lesenswert, die aus gesundheitlichen Gründen ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können und sich umorientieren müssen. Er zeigt, wie schmerzlich es sein kann, einen neuen Lebensentwurf zu entwickeln, um dadurch neues Glück zu suchen. 

(17.09.2021)