Der immens erfolgreiche österreichische Schriftsteller Arno Geiger wurde nicht als Bestseller-Autor geboren. Das war mir schon klar. Dass sein Weg zum Erfolg jedoch derart steinig und lang war, hätte ich nicht vermutet. In diesem sehr persönlichen Buch beschreibt er seinen Werdegang recht ungeschminkt und macht an keiner Stelle einen Hehl daraus, dass ihm wahrlich nichts in den Schoß gefallen ist.
Schon am Anfang seines Buchs verrät Geiger etwas, was er jahrzehntelang nur mit sehr wenigen Menschen geteilt hat, nämlich, woher viele seiner Ideen stammen und aus welcher Art von Lektüre sich seine Phantasie zum großen Teil speist. Über viele Jahre hat er sich mit dem beschäftigt, was fremde Menschen geschrieben haben, ohne dass es je zur Veröffentlichung gedacht war. Flankierend erzählt er diverse berufliche und private Episoden und stellt nahezu offenherzig dar, wie er Jahre damit verbrachte, auf eine Veränderung zu warten, ohne selbst aktiv zu werden. Geiger widmet sich darüber hinaus ausführlich dem Wesen von Literatur und ihrem abnehmenden Stellenwert im Getriebe einer sich immer mehr dem Oberflächlichen widmenden Gesellschaft.
Geiger ist der Meinung, jedem Menschen tue ein Geheimnis gut, besonders ein glückliches. So ist auch sein langes Schweigen zu seinem eigenen zu erklären. Wer wissen will, worin es besteht, und sich zudem fragt, ob er selbst auch ein Geheimnis braucht, dem sei dieser Roman dringend empfohlen.
(09.08.2024)