John Ironmonger, Der Wal und das Ende der Welt/Not Forgetting the Whale (2015)

"Die Lage ist objektiv viel schlimmer als die Stimmung": Wenn ich mich draußen aufhalte, fällt mir diese Warnung unseres Gesundheitsministers immer wieder ein. Denn das Coronavirus ist noch nicht überstanden, sondern wird nur von den Geschehnissen in der Ukraine verdrängt. Daher scheint es mir ganz passend, heute hier nach Das Licht der letzten Tage vor einiger Zeit ein weiteres Buch über eine Pandemie vorzustellen.

Gleich zu Beginn passieren in diesem Roman zwei seltsame Dinge: Ein Wal wird an den Strand eines kleinen Dorfes in Cornwall gespült und ein fast erfrorener, nackter Mann liegt plötzlich ebenfalls im Sand. Die Einwohner des Ortes ahnen - ebenso wie der Leser - sofort, dass sich da etwas zusammenbraut. 

Was folgt, sind ganz verschiedene Themen, die alle miteinander zusammenhängen: die bisherigen beruflichen Erfahrungen des Titelhelden Joe im Investmentbanking, ein Computerprogramm, das mit dem Ende der Welt zu tun hat, und zunächst irrsinnig erscheinende Lebensmittelkäufe durch den Helden. Mit diesen Massen will Joe sich für die freundliche Aufnahme im Ort bedanken und sowohl dessen Einwohner als auch sich selbst in der Zeit versorgen, in der ein bald auftauchendes, sich schnell verbreitendes und hochgefährliches Grippevirus weltweit viele Todesopfer fordert. 

Damit die Geschichte im kleinen Dorf in Cornwall, dem Joe von außen Gutes bringt, nicht zu sehr verpilchert, streut Ironmonger unter anderem Gedanken aus Thomas Hobbes' Leviathan sowie Erkenntnisse aus der Komplexitätsforschung ein. Eine - mit Verlaub - überflüssige Liebesgeschichte zwischen dem Helden und der Pfarrersfrau lenkt dabei eher vom Wesentlichen ab, aber dennoch ist diese dystopische Geschichte allein deshalb schon lesenswert, weil sie anders endet, als man es in diesem Genre vermuten würde. 

(25.03.2022)